Was uns bewegt
27.7.2021 14:02

Die Volkskrankheit

Psychische Erkrankungen - Ein Überblick zum Krankheitsbild und wie man helfen kann.

„Du hast ein Bild, das total schön ist, und es gibt eine Stelle, die nicht so schön ist. Du konzentrierst dich dann nur auf diese nicht schöne Stelle und blendest die Schönen aus. Man hat keine Kraft mehr, kein Selbstwertgefühl mehr, man macht alles schlecht und hasst sich. Es fühlt sich so an als würde die Tür zum glücklich sein zugehalten werden.“

Das ist die Antwort, die ich bekommen habe, als ich eine Person gefragt habe, die seit zwei Jahren Depressionen hat, wie sich für sie die Depression anfühlt. Wie andere unter Depressionen leidende Schüler hat sie die Schule gewechselt. Muss es aber immer zu so einem Ende kommen? Schulwechsel oder sogar Selbstmord? Können Menschen, die darunter leiden nicht unter uns leben, ohne gleich verurteilt zu werden? Um das zu verhindern, sollten alle verstehen, wie diese psychischen Störungen Menschen belasten.

Steckbrief:

Die Depressionen sind eine ernste, behandlungsbedürftige und oft folgenreiche Erkrankung, die die Willenskraft und Freude der Betroffenen entzieht.

Angststörungen ist eine mit Angst verbundene psychische Störung, deren Merkmal exzessive, übertriebene Angstreaktionen beim Fehlen einer wirklichen äußeren Bedrohung sind.

Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Erkrankung, die nach einem oder mehreren belastenden Ereignissen von außergewöhnlichem Umfang oder katastrophalem Ausmaß auftritt.

Das Burnout-Syndrom ist das Gefühl von Überforderung und emotionale Erschöpfung, sowie reduzierte Leistungszufriedenheit und kann zu völliger Arbeitsunfähigkeit führen.

Um diese Krankheitsbilder besser zu verstehen, habe ich Herrn Kuhl, unseren Schulpsychologen, ein paar Fragen gestellt.

Welche von den Fällen Depressionen/Angststörungen/Burnout-Syndrom und PTBS hatten sie am meisten?

Am häufigsten habe ich Depressionen und Angststörungen. PTBS habe ich auch, aber die werden meistens betreut. Burnout gibt es eigentlich nur bei Erwachsenen. Man nennt es auch Überlastungsdepression, was Kinder und Jugendliche eigentlich haben.

Was sind Anzeichen für Depressionen und Angststörungen?

Die Anzeichen für Depressionen sind Niedergeschlagenheit, Stimmungsschwankungen, Motivations- und Antriebsverlust und dann gibt es noch ein paar mögliche Anzeichen wie z.B. Essstörungen, Konzentrationsstörungen, selbstverletzendes Verhalten und Suizidgedanken.

Angststörungen sind natürliche Ängste, die aber der Situation nicht entsprechen. Wie z.B., wenn eine nicht giftige Spinne über den Tisch krabbelt und ich kriege eine Panikattacke. Dann gibt es verschiedene Formen von in- zu akuten Panikstörungen bis zur generalisierten Angststörung. Also eine grundsätzliche Ängstlichkeit vor allem.

Kann jeder diese Krankheiten haben?

Jeder kann sie haben. Heute geht man davon aus, dass man eine größere Wahrscheinlichkeit hat, unter psychischen Störungen zu leiden, falls die Eltern darunter gelitten haben. Außerdem gibt es eine gewisse Empfindlichkeit für äußere Umweltfaktoren, d.h. manche Leute entwickeln so was einfach leichter im Vergleich zu anderen. Das ist auch keine Persönlichkeitssache.

Wie lange können Personen darunter leiden?

Das ist sehr unterschiedlich. Es hängt auch davon ab, wann man anfängt, es zu behandeln. Wenn man über mehrere Jahre eine leichte Verstimmung hat, kann es mehrere Jahre dauern bis man anfängt daran therapeutisch vorzugehen und dann dauert es wieder länger bis es weg ist. Es kann von ein paar Wochen bis zu mehreren Jahren dauern.

Wie kann man jemandem mit Depressionen oder Angststörungen helfen?

Womit man am meisten helfen kann, ist den Betroffenen dazu zu verhelfen, ihre Krankheit einzusehen und sie auch behandeln zu lassen. Wenn man die zwei Sachen hat, ist die Hälfte der Heilung geschafft, weil die Einsicht und die Bereitschaft, etwas dagegen zu unternehmen, am längsten dauern.

Was für ein Verhalten gegenüber Menschen mit Depressionen oder Angststörungen schadet oder hilft ihnen?

Was auf jeden Fall schadet, ist das nicht Anerkennen des Problems. Dieses Kleinreden oder Wegnehmen von Symptomen. Deswegen suchen sich viele Betroffene erst so spät Hilfe und das macht das Problem einfach langfristig schlimmer. Wie man ihnen helfen kann, hängt von der Person ab. Um Missverständnisse zu vermeiden, sollte man das mit ihr besprechen. Viele brauchen Ablenkung und andere brauchen Ansprache. Das brauchen sie auch über die Zeit verschieden.

Depressionen und andere psychische Krankheiten sollten ernstgenommen werden. Doch leider wurde es zum Trend, so dass die, die darunter leiden, kritisiert werden. Wie am Anfang erwähnt, habe ich mich mit einer Person unterhalten, die unter Depressionen leidet. Sie hat sich sogar oft selbst verletzt und hatte Suizidgedanken, trotzdem haben viele gemeint, sie mache es nur wegen Aufmerksamkeit und haben sich von ihr abgewendet. Als ich sie fragte, was ihr helfen würde, hat sie mir geantwortet, dass es schon reichen würde, wenn man sich ihr und anderen, wie sie, gegenüber normal verhält. In Deutschland leiden 4,1 Millionen Menschen an einer depressiven Störung, 4,6 Millionen an einer Angststörung. Diese Menschen fühlen sich innerlich leer und wissen nicht mal warum oder sie trauen sich nicht aus ihrem Haus raus. Was tun wir? Wir verurteilen sie, obwohl man niemals Menschen verurteilen sollte, in dessen Situation man nie war. Meine Bekannte wollte wie viele andere keine Hilfe annehmen, weil sie Angst hatte, was andere über sie denken würden.

Am Ende wurde sie mehr oder weniger gezwungen, sich Hilfe zu holen. Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die unter psychischen Störungen leiden, sollten sofort Hilfe bekommen. Da Depressionen und Angststörungen zu den meist vorkommenden Krankheiten des 21. Jahrhunderts gehören, sollten wir uns mehr mit ihnen und anderen psychischen Störungen beschäftigen und nicht die Betroffenen irgendwie abstempeln, wenn wir nicht wissen, was hinter den Kulissen passiert.

„Man sollte seine Gefühle nicht verstecken und sich so schnell wie möglich Hilfe holen. Es gibt an jeder Schule Schulpsychologen oder Vertrauenslehrer. Zu ihnen kann man erst mal hingehen. Außerdem sollte man es seinen Eltern sagen, auch wenn man Angst davor hat und therapeutisch dagegen vorgehen, weil es sonst nicht besser wird. Wichtig ist es auch, mit Sachen aufzuhören, die einem nicht guttun und sich von Leuten fernzuhalten, die dich runter ziehen. Am allerwichtigsten ist es jedoch, sich Hilfe zu holen, auch wenn man denkt es wird auch so wieder gut.“

- persönlicher Rat einer unter Depressionen leidenden Person

Autor*in

Antonia Capraru

,

Q11

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